Fertigung + Automation MM Maschinenmarkt

Coverstory MM 5/24 | Walter optimiert Prozesse

zur Übersicht
„Wir möchten Zerspanprozesse nachhaltig optimieren. Auf der Spielwiese zwischen Werkzeugspindel und Bauteil kann Walter sich austoben um dem Kunden die bestmögliche Lösung zu bieten.“ Nicole Howind, Produktmanagerin im Bereich Fräsen mit Wendeschneidplatten bei der Walter AG Bild: Walter AG

Nachhaltigkeit ist für Walter bereits seit Jahren ein zentrales Thema. In erster Linie geht es in diesem Zusammenhang meist um erhöhte Standzeiten oder produktiver gestaltete Prozesse. Die richtige Frässtrategie legt die Basis dafür. Wir haben mit Nicole Howind, Produktmanagerin im Bereich Fräsen mit Wendeschneidplatten bei der Walter AG, über die vielfältigen Möglichkeiten gesprochen, die sich in Bezug auf die Frässtrategie bieten.

MM: Mal ganz allgemein: Wie wirken sich die Nachhaltigkeitsbestrebungen auf die Metallzerspanung aus?

Nicole Howind: In erster Linie geht es in diesem Zusammenhang meist um erhöhte Standzeiten oder produktiver gestaltete Prozesse. Aber auch die CO2-Kompensation wird unseren Kunden immer wichtiger und die Frage nach dem CO2-Ausstoß bei der Herstellung unserer Produkte. Bei der Einführung der M4000-Familie beispielsweise haben wir um den CO2-Ausstoß zu kompensieren, ein Aufforstungsprojekt in Indonesien unterstützt. Mehr noch, wir haben unseren Kunden genaue Daten über den CO2-Ausstoß zur Verfügung gestellt. Wenn es konkrete Fragen zum CO2-Ausstoß mit einem bestimmten Eckfräser gibt, können wir den Kunden auch diese Information geben.

MM: Wie können Schneidstoffe die Nachhaltigkeit optimieren?

Howind: Gerade Schneidstoffe tragen hauptsächlich dazu bei, weshalb wir auch bei unserer neuesten Entwicklung, der Tiger·tec®-Familie diesen Weg konsequent verfolgen. Unseren Kunden empfehlen wir zum Beispiel unsere Schneidstoffe ohne interne Kühlmittelzufuhr zu fahren. Den Schneidstoff WSP45G etwa empfehlen wir immer trocken einzusetzen.  Das bedeutet zum einen Ressourceneinsparung, hat aber noch einen weiteren Vorteil. Die Späne müssen normalerweise von dem Schmierstoff getrennt werden. Die Reinigung und Entsorgung ist mit Arbeitsaufwand und Kosten verbunden. Das erspart man sich beim Einsatz der Schneidstoffe ohne Kühlmittelzufuhr.

Das funktioniert auf gewissen Werkstoffen nicht, wie zum Beispiel bei Gusswerkstoffen aufgrund der der Kohlenstoffstaubentwicklung oder bei der Bearbeitung von Aluminium oder Titan. Aber abgesehen von diesen Anwendungsfällen können die Schneidstoffe aus diesem Gesichtspunkt helfen. Der Schneidstoff ist ein zentraler Punkt für eine längere Lebensdauer der Schneide oder auch um höhere Schnittdaten zu fahren, um Kapazitäten zu erreichen oder die Prozesszeit einzusparen.

Bild: Walter AG

MM: Nun ist das Werkzeug aber nur die halbe Miete. Lassen Sie uns über Frässtrategien sprechen. Welchen Einfluss hat der Faktor Frässtrategie?

Howind: Ich kann das beste Werkzeug der Welt einsetzen, aber wenn der Prozess oder die Schnittbedingungen oder Schnittdaten nicht passen, dann erziele ich auch damit keine guten Ergebnisse. Dementsprechend wichtig ist es, Fräswerkzeuge richtig einzusetzen. Mit Walter GPS können wir unseren Kunden immer die passenden Werkzeuge und passende Schnittdaten zur Verfügung stellen. Durch die richtige Wahl der unterschiedlichen Parameter oder Prozesse kann ich Zeiten sparen, Bauteile schneller und wesentlich effizienter und effektiver bearbeiten. Das spielt eine ganz wesentliche Rolle. Bei der Bearbeitung gibt es hohe Nebenzeiten und damit den negativen Effekt auf das Werkzeug durch die thermische Belastung. Kommt ein Werkzeug in den Schnitt, wird es heiß. Kommt es dann wieder aus dem Schnitt, fährt zurück und wird kalt. Dieser Thermoschock beeinflusst einerseits die Standzeit der Wendeschneidplatte negativ und erhöht andererseits auch die Bearbeitungszeit enorm. Unser Team an Außendienstmitarbeitern kann genau dabei unterstützen, unsere Werkzeuge richtig einzusetzen und die Prozesse entsprechend anzupassen, um das Maximum zu erreichen. Wir möchten Zerspanprozesse nachhaltig optimieren. Auf der Spielwiese zwischen Werkzeugspindel und Bauteil kann Walter sich austoben um dem Kunden die bestmögliche Lösung zu bieten.

MM: An welchen Hebeln wird da gedreht?

Howind: Wir sehen genau hin wo den Kunden der Schuh am meisten drückt. Das kann sein, dass viele unterschiedliche Werkzeugfamilien im Einsatz sind und eine Reduktion der Identnummern in der Produktion angestrebt wird und damit einhergehend eine Vereinfachung der Lagerhaltung und des Einkaufs. Mit den Produkten innerhalb der Xtra·tec® XT-Familie, können wir relativ viele Anwendungen abdecken.

Auch die Bearbeitung unterschiedlicher Materialien kann den Einsatz zahlreicher unterschiedlicher Wendeschneidplatten mit verschiedenen Schneidstoffen erforderlich machen. Das Problem dabei ist, dass häufig nach dem Einsatz niemand mehr erkennt, welche Platte oder welcher Schneidstoff im Einsatz war. Vorteile für den Kunden bringt hier ein Schneidstoff, der ein sehr breites Anwendungsfeld hat, wie zum Beispiel bei WSP45G. Denn WSP45G kann man für z.B. sowohl für Stahl-, nichtrostende Stähle als auch für die Bearbeitung von schwerzerspanbaren Werkstoffen, wie z.B. Titan,   einsetzen. Abgesehen von den Optimierungen im Handling ist es aber häufig der Prozess selbst, der Veränderungen erforderlich macht. Das können etwa unerwünschte Vibrationen sein, die das gesamte Werkzeugkonzept in Frage stellen. Wir stellen in diesen Fällen gemeinsam mit dem Kunden eine Gesamtbetrachtung her, vom Werkzeug, der Werkzeugaufnahme, der Bearbeitungsstrategie und möglichen Optimierungspotenzialen. In den letzten Jahren sehen wir den Trend zum High-Feed-Fräsen, das es einerseits ermöglicht sehr schnell Flächen zu bearbeiten und andererseits je nach Konzept auch Bohrungen, Taschen auffräsen, etc. – also ein weites Anwendungsfeld eröffnet.

MM: Wie unterstützt Walter seine Kunden bei der richtigen Frässtrategie? Welche Rolle spielt dabei zum Beispiel das in seiner Form einzigartige Technology Center?

Howind: Im Technology Center haben wir die Möglichkeit, das Bauteileines Kunden einzufahren. Wir nutzen auch – unsere Kapazitäten, um gerade kniffligere Bauteile von Kunden auf unseren Maschinen zu optimieren und den kompletten Prozess für den Kunden auszulegen. Genau das ist natürlich das einzigartige an unserem Technology Center, dass wir da dem Kunden natürlich eine Dienstleistung erbringen können.

MM: Bei welchen Fräsaufgaben lohnt es sich ganz besonders, der Strategie besonderes Interesse zu schenken?

Howind: Das ist schwierig zu beantworten, da es immer darauf ankommt, was ich für eine Aufgabe beim Kunden habe, welches Material gefräst wird, etc. Auf die richtige Strategie ist generell bei jeder Fräsoperation zu achten. Wir haben zum Beispiel den Roll-in-Entry, bei dem der Fräser auf einer 90 Grad Kurve in das Bauteil einfährt. Diese Strategie kann ich sowohl beim Eck-, aber auch beim Planfräsen nutzen. Mit diesem soften Eintritt wird das Werkzeug geschont, was wiederum zu längeren Standzeiten, einer höheren Lebensdauer führt. Das ist eine kleine Maßnahme, die einen Effekt erzielt.

MM: Wie schaut denn die Zukunft aus und wo ist das nächste Level beim Fräsen?

Howind: Wir forschen immer an neuen Themen. Sehr wichtig für uns sind natürlich die Schneidstoffe. Dieser Bereich ist ein Herzstück von Walter, aus dem immer neue Innovationen auf den Markt gebracht wurden. Als Beispiel möchte ich unsere Ultra Low Pressure CVD-Beschichtung, die Tiger·tec® Gold Sorte WKP35G, die einzigartig auf dem Markt war. Wir entwickeln und forschen, um auch in Zukunft Kundennutzen zu generieren, durch höhere Schnittdaten und eine längere Lebensdauer der Beschichtungen. Ein Wachstum sehen wir im Bereich des High-Feed-Fräsens, wo man auch in Zukunft gezielt neue Werkzeuge von Walter erwarten darf. Wir sind ständig auf der Suche nach Verbesserungen. Für uns ist der Shift von Guss zu Aluminium natürlich ein sehr, sehr wichtiges Thema, das es erfordert unsere Produkte in diesem Bereich gezielt zu erweitern in diesem Bereich. Wir haben dort schon sehr gute Werkzeuge, aber es ist natürlich immer ein Thema, Standzeiten zu erhöhen. Wichtig sind uns auch die PKD-Werkzeuge und diesen Zug darf man nicht verpassen.

www.walter-tools.com

Verwandte Artikel