Im Gespräch MM Maschinenmarkt

Wilfried Schäfer: Das Neue und Unerwartete

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„Digitale Formate haben ganz klar nie die gleiche Reichweite wie Präsenzveranstaltungen. Es herrscht ganz deutlich eine Aufbruchsstimmung.“ Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werzeugmaschinenfabriken

Dem Motto nach („brings solutions to the surface“) bringt ein ganz neues Messeformat in knapp zwei Monaten Lösungen an die Oberfläche und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Schleiftechnik. Zum allerersten Mal findet vom 17. bis 20. Mai 2022 auf dem Messegelände Stuttgart die GrindingHub statt und positioniert sich als neues für die Schleiftechnikbranche. Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werzeugmaschinenfabriken) spricht im Interview über die Erwartungen und die Erfolgsaussichten der Messe.

 

MM: Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in der Branche ein?
Dr. Wilfried Schäfer: Die Schleiftechnik ist eingebettet in die Gesamtbranche der Werkzeugmaschinen und hier sahen die Perspektiven zuletzt sehr positiv aus. Nach dem coronabedingten Einbruch im Jahr 2020 hat die internationale Werkzeugmaschinenindustrie im vergangenen Jahr ein Wachstum von etwa 18 Prozent erreicht. Der VDW beziffert die Weltproduktion mit an die 69 Mrd. Euro. Die Schleiftechnik hat mit einem Anteil von 7 Prozent an der weltweiten Werkzeugmaschinenproduktion 2020 Waren im Wert von 4,3 Mrd. Euro umgesetzt. Man merkt, dass die Märkte sich langsam wieder erholen. Aber natürlich sind die Unsicherheiten und Wachstumsrisiken aufgrund des Ukrainekrieges gestiegen und wir können die weitere Entwicklung noch nicht abschätzen.

MM: Sehen Sie noch Unsicherheiten für eine Messedurchführbarkeit oder ist das Risiko für den Termin Mai eher gering?
Wilfried Schäfer: Im Augenblick sehen wir das nicht. Wir halten uns natürlich an die Vorschriften, die es in diesem Zusammenhang gibt. Die Messe Stuttgart hat hierzu ein eigenes Hygienekonzept entwickelt. Wir werden sehen, was sich mit dem 20. März, wenn zahlreiche Corona-Lockerungen in Deutschland in Kraft treten, verändert. Das lässt sich schwer einschätzen.

MM: Der Ruf kam seitens Ihrer Mitglieder ein neues Messeformat am Standort Stuttgart zu etablieren. Gab es auch kritische Stimme im Hinblick auf die Konkurrenzsituation mit der GrindTec?
Wilfried Schäfer: Das ist nicht nur von unseren Mitgliedern gekommen. Wir sind Veranstalter der EMO, der weltgrößten Messe für Produktionstechnologie. Theoretisch und praktisch alle Aussteller einer GrindTec und einer GrindingHub sind auch Aussteller einer EMO. Hier gab es den Wunsch eine neue Plattform für Werkzeugmaschinen zu schaffen und den haben wir aufgegriffen. Natürlich gibt es eine Konkurrenzsituation zur GrindTec und auch kritische Stimmen seitens der Veranstalter, aber wir sind Messeveranstalter und orientieren uns daran, was der Markt braucht und fordert. Seitens der Industrie gab es keine kritischen Stimmen.

MM: Welche Vorzüge bietet der Messestandort Stuttgart?
Wilfried Schäfer: Im Namen GrindingHub steckt es schon drin. Die Messe wird ein Hub, ein Drehkreuz der Branche sein und genau das bietet auch der Standort Stuttgart. Die Verkehrsanbindungen sind ausgezeichnet. Mit der zentralen Lage von Europas modernstem Messegelände sind die idealen Rahmenbedingungen geschaffen.

MM: Auch österreichische Unternehmen sind bei der GrindingHub dabei. Wie international ist die Messe aufgestellt?
Wilfried Schäfer: Mit über 330 Ausstellern aus 23 Nationen ist die Messe auf jeden Fall international aufgestellt. Damit sind wir sehr zufrieden. Mehr als die Hälfte der Aussteller kommt aus Deutschland, gefolgt von der Schweiz und Italien. Der asiatische Raum könnte noch stärker vertreten sein, allerdings gibt es hier noch Quarantänebestimmungen, die sich negativ auswirken.

MM: Können Web-Formate auch in Zukunft bestehen, wenn die Rückkehr zur Normalität vollzogen ist?
Wilfried Schäfer: Aus unserer Sicht und für unsere Messen auf jeden Fall. Vielmehr sollen digitale Formate die Besucherinnen und Besucher bei der Vorbereitung unterstützen und dabei sich Informationen über die Aussteller zu holen und die Neuheiten, die sie auf der Messe erwarten. Während des Messegeschehens ist es oft schwierig neben den Ausstellern auch das Vortragsprogramm zu besuchen. Webinare oder digitale Talks zu interessanten und aktuellen Technologie- und Branchenthemen stehen entweder bereits im Vorfeld oder auch während der Messe zur Verfügung. Somit kann man sich auf der Messe ums Business kümmern. Wir werden auf jeden Fall digitale Formate in Ergänzung zur Präsenzmesse weiter gestalten, um diese attraktiver zu machen und mehr zu bieten.

MM: Was sind Ihre Ziele bzw. was wollen Sie erreichen, damit Sie ein positives Resümee ziehen?
Wilfried Schäfer: Das positive Resümee leiten wir immer aus der Zufriedenheit der Aussteller ab. Am letzten Messetag machen wir eine Befragung unter den teilnehmenden Unternehmen, bei der wir wissen wollen: Was waren die Ziele und wie wurden sie erreicht? Das hängt logischerweise von der Zahl und Qualität der Besucherinnen und Besucher ab.

MM: Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?
Wilfried Schäfer: Ich muss hier vielleicht noch ergänzen, dass man diesen Punkt genauer betrachten und differenzieren muss. Denn: Für die Aussteller ist am Ende des Tages nicht relevant wie viele Besucherinnen und Besucher, sondern wie viele Firmen da waren. In diesem Sinne möchten wir mit unserer Besucherkampagne bei dieser Erstveranstaltung Aufmerksamkeit erzeugen, weshalb wir eine eher ungewöhnliche Story gewählt haben.

MM: Sie sprechen die UGO Kampagne „Unknown Grinding Object“ an, die im Hinblick auf das Neue und Unerwartete, das die GrindingHub bringt, u.a. Innovationen auf die Messe gebeamt. Was dürfen die Besucher erwarten?
Wilfried Schäfer: Die Kampagne und die Aufmerksamkeit, die sie mit ihrer ungewöhnlichen Bildsprache erzeugt, ergänzen sich ideal mit dem Bedürfnis und dem Ziel der Aussteller, ihre Technik und ihr Produkt in den Vordergrund zu stellen. Welche Highlights und Innovationen die Unternehmen mitbringen, werden wir dann auf der Messe sehen. Wir, als Veranstalter, zeigen über ein digitales Format von der GrindingHub täglich mit Bewegtbildern, welche Neuheiten präsentiert wurden. Im GrindingSolutionPark blicken wir gemeinsam mit den Institutspartnern in die Zukunft. Ein wichtiges Thema für Aussteller wie Besucherinnen und Besucher ist nach wie vor die Digitalisierung, die noch nicht wirklich in alle Anwendungen und Bereiche vorgedrungen ist. Wir zeigen eine Live-Anbindung von Maschinen mit unserer Initiative umati. In Expertengesprächen werden die entsprechenden Informationen vermittelt, gerade für Kunden, die noch überlegen was zu tun ist, um die Produktion stärker digital abzubilden. Hier besteht großer Bedarf sich zu informieren, den wir in den vergangenen messefreien Jahren nicht decken konnten.

MM: Herrscht Aufbruchsstimmung nach der messetechnischen Durstperiode?
Wilfried Schäfer: Bei uns auf jeden Fall und auch bei den Ausstellern merkt man, dass es einen Drang nach draußen gibt. Digitale Formate haben ganz klar nie die gleiche Reichweite wie Präsenzveranstaltungen. Es herrscht ganz deutlich eine Aufbruchsstimmung.

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