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Balluff geht mit PTC Schritt für Schritt in die Digitalisierung

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Mit seinen Sensor- und Automatisierungslösungen schafft Balluff die Grundlage für einen echten Digitalen Zwilling. Gemeinsam mit PTC und der PDSVision wurde eine durchgängige PLM-Lösung implementiert.

Balluff, Hersteller von Sensoren und Automatisierungslösungen, schafft die Grundlage für einen echten Digitalen Zwilling und damit für einen bidirektionalen Austausch zwischen realer und virtueller Ausprägung. Hierfür implementiert PTC eine durchgängige PLM-Lösung von der Definition der Anforderungen über die Konstruktion bis zur Fertigung.

Die Balluff-Produkte sind integraler Bestandteil und Datenlieferant unter anderem in IIoT- und Digitalisierungs-Szenarien. Software gewinnt immer größere Bedeutung im Portfolio und als Bestandteil zunehmend komplexer Produkte. Gleichzeitig steigt die Variantenvielfalt, statt Produkten werden vermehrt Lösungen angeboten, was die Komplexität weiter nach oben treibt.

In dieser Situation müssen die Prozesse und IT-Systeme alle Mitarbeitenden dabei unterstützen, Kundenanfragen schnell und in höchster Qualität zu beantworten. Das erfordert unternehmensweite digitale Prozesse, die einfach gelebt werden können und effizient sind, sowie die Verfügbarkeit der notwendigen Informationen an jeder Stelle des Produktlebenszyklus.

Produktdaten ohne Medienbruch.

Hubertus Breier, CTO von Balluff, erläutert die Herausforderungen: „Kunden wollen unsere Produkte schon während der Entwicklung ihrer Anlagen in Simulationen einbinden. Deshalb bieten wir schon heute für viele Komponenten AutoML-Softwarebausteine im Webshop an. Ziel ist es, die Produktdaten ohne Medienbruch von unserer Entwicklung bis zum Kunden zu bringen.“

Intern unterstützt das PLM-System die Zusammenarbeit mit einem einzigen, einheitlichen Datenspeicher und Datenmodell, das allen Bereichen zur Verfügung steht. „Durch die Erweiterung des Datenflusses ins Feld, wie das mit IoT möglich ist, erhalten wir Daten zurück, die wir zum Condition Monitoring und zur Optimierung unserer Produkte nutzen können“, ergänzt Breier. Diese Entwicklungen erforderten eine Neuorientierung – zum einen organisatorisch, zum anderen in den Prozessen.

In der Konstruktion hat Balluff trotz der hochintegrierten mechatronischen Produkte lange mit getrennten Lösungen für Elektronik- und Mechanikkonstruktion, Requirements Management, Webshop und ERP-System gearbeitet. „2019 standen wir vor der Frage, mit dem bisherigen PLM-System nochmal neu zu starten oder einen anderen Weg zu gehen. Wir planten dann eine ausgiebige zwölfmonatige Evaluationsphase ein. Wir hatten bewusst kein Lastenheft formuliert, sondern benannten relevante Handlungsfelder und evaluierten die Lösungsansätze, die uns präsentiert wurden. Nach sieben Monaten Evaluation hat sich PTC in allen Belangen durchgesetzt“, erinnert sich Breier.

Digitaler Zwilling per Knopfdruck.

„Wir bauen einen digitalen Faden auf, von der ersten Entwicklungsphase bis hin zum Digitalen Zwilling“, erläutert der Balluff-CTO. Mit der Asset Administration Shell haben wir bereits einen Digitalen Zwilling, in dem Metadaten, Modelle und Dokumente zu einem Produkt gesammelt sind. Doch diese Daten müssen bisher mühsam aus diversen Systemen zusammengesucht werden. „In Zukunft soll das auf Knopfdruck funktionieren“, so Breier.

Als Startpunkt wählte Balluff Autorensysteme, in denen die Daten entstehen, die dann in weiteren Schritten verwaltet und genutzt werden. Release 1.0 enthält die Migration sämtlicher CAD-Daten der mechanischen Konstruktion aus der CAD-eigenen Datenverwaltung in das PLM-System Windchill. Hierfür bringt Windchill umfangreiche Schnittstellen mit.

Bis Mitte 2023 sollen alle produktrelevanten Daten in Windchill migriert und das E-CAD-System von Eplan in Windchill integriert sein. Eine Materialklassifikation aller mechanischen und elektrischen Bauteile soll die Suche erleichtern und die Wiederholteilrate steigern, unterstützt durch eine geometrische Ähnlichkeitssuche. Engineering- und Fertigungsstücklisten und Produkthandbücher sollen verknüpft und ein Produktkonfigurator, Arbeitspläne und Work Instructions eingeführt werden.

Vom Engineering zum Enterprise Change Management.

Ein wichtiges Projekt ist die Umsetzung des Engineering-Change-Workflows, der aktuell in Sharepoint und Excel verwaltet wird, in einen Windchill-Prozess, außerdem die SAP-Integration. Balluff möchte den Änderungsprozess auf SAP ausdehnen und Stücklisten automatisiert in SAP übertragen. Schließlich soll das Requirements Management in Windchill migriert werden. Zudem möchte Balluff die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Entwicklungspartnern über Windchill automatisieren, etwa indem sich Partner Daten kontrolliert aus Windchill heraus zur Verfügung stellen lassen.

Derzeit läuft die Windchill-Installation auf lokalen Servern. Sie soll jedoch auf eine SaaS-Lösung migriert werden, bei der die Lösung auf Cloudservern von PTC läuft.

Agile Umsetzung mit frühen User-Tests.

„Die einzelnen Schritte gehen wir in einer Mischung aus Wasserfall- und Scrum-Prozessen an“, erläutert Breier. „Wir nutzen eine agile Vorgehensweise, bei der wir User Stories erstellen, die wir dann in Sprints umsetzen. Anwender können diese direkt danach noch während des Implementierungsprojekts sehen und testen. Dieses Vorgehen hat sich sehr bewährt!“ Balluff konnte eine hohe Bereitschaft bei den Anwendern erzielen, Prozesse an das System anzupassen. Zudem lernen die Nutzer anhand einer PLM-Standard-Implementierung die Möglichkeiten durch Windchill kennen. Sukzessive werden nun Prozesse, die manuell, in Excel oder anderen Insellösungen abliefen, ins neue System überführt.

Das PLM-Projekt hat im Unternehmen vollste Unterstützung bis in die Chefetage hinauf. Ein QA-Board begleitet das Projekt und unterstützt bei komplexen Themen.

Und: „Die Chemie zwischen uns stimmt“, ergänzt Breier. „Unsere Strategie, ohne Lastenheft, aber mit präzise formulierten Handlungsfeldern in den Benchmark zu gehen, hat sich bewährt. Wir konnten die Erkenntnisse aus dem Benchmark direkt in die Implementierungsphase übernehmen und mit Hilfe des Demonstrators die Anwender und Abteilungen mitnehmen. So schaffen wir Schritt für Schritt ein System, das uns über viele Jahre begleiten wird.“

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